Die Staupe beim Hund ist schon seit Jahrhunderten bei unseren Haushunde bekannt – und gefürchtet. Denn bis zur Einführung der Staupe-Impfung (in den 1960er Jahren) gehörte sie zu den Krankheiten, an denen die meisten unserer Fellnasen starben. Etwa zwanzig Jahre lang waren die Zahlen der Neuinfektionen dank der Impfung rückläufig. Seit den 80ern aber tritt Staupe leider wieder häufiger auf. Grund dafür ist vermutlich, dass wieder weniger Leute die wichtige Impfung bei ihren Hunden regelmäßig durchführen lassen. Außerdem werden durch den illegalen Welpenhandel vermehrt Hunde aus Osteuropa nach Deutschland gebracht, die so gut wie nie geimpft sind und damit viele Krankheiten übertragen können.
Was genau ist Staupe?
Staupe wird durch ein Virus übertragen, genauer das Canine Staupevirus (englisch: Canine Distemper Virus; CDV). Es ist mit dem Virus, das bei uns Menschen Masern auslöst, eng verwandt. Genauso wie mit dem Rinderpestvirus und dem Seehund-Staupevirus, das 1988 ein massenhaftes Seehundesterben in der Nordsee ausgelöst hat. Staupe gibt es nicht nur bei Hunden. Man hat sie auch schon bei Katzen, Hyänen, Mardern, Kleinbären, Kleinen Pandas, Bären und Schleichkatzen sowie Robben und Stinktieren beobachtet.
Der Erreger bleibt außerhalb des Tierkörpers nur wenige Tage infektiös, also ansteckend. Er kann zudem gut mit vielen gängigen Desinfektionsmitteln inaktiviert werden. Was ihm hingegen nicht viel ausmacht, sind Trocknung und Kälte.
Die Erkrankung trifft vor allem Welpen und junge Hunde in einem Alter von acht Wochen bis einem halben Jahr. Die Inkubationszeit (= Zeit von der Infektion bis zu dem Zeitpunkt, bis erste Symptome auftreten) beträgt meist zwischen drei und sieben Tagen.
Der Hund nimmt das Virus über die Maul- und/oder Nasenschleimhaut auf. Nach der Aufnahme vermehrt es sich erst in den Mandeln oder den Lymphknoten der Bronchien. Vier Tage nach der Infektion findet man das Virus auch im Blut, dann spricht man von einer Virämie. Von da aus befällt es Organe bzw. Gewebe, die mit dem Abwehrsystem des Körpers zusammenhängen. Das sind beispielsweise die Milz, die Thymusdrüse, das Knochenmark, die Lymphknoten oder die sogenannten Kupffer-Sternzellen (Fresszellen der Leber). Wenn der Hundekörper stark genug ist und innerhalb von neun Tagen genug Antikörper bildet, treten meist keine Symptome auf. Geschieht dies jedoch nicht, weitet sich das Virus auf das Verdauungs- und Nervensystem auch auf den Atmungsapparat und den Urogenitaltrakt aus. Dann enthalten alle Sekrete und Ausscheidungen des Hundes den Erreger, wodurch das Tier hochansteckend ist und sich die Staupe verbreitet.
Symptome
Staupe geht immer mit (hohem) Fieber, Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit einher, weil das Immunsystem heftig auf das Virus reagiert. Je nachdem, welches Organsystem noch betroffen ist, können Erbrechen, Durchfall und/oder Probleme mit den Atemwegen dazukommen. Zu Letzeren gehören etwa Husten, Niesen, Atemnot, Nasenausfluss und teilweise auch Bindehautentzündungen.
Daher gibt es verschiedene Verlaufsformen, die unterschiedlich ausfallen können. Wenn „nur“ das Magen-Darm- und das Atmungssystem betroffen sind, hat Staupe einen vergleichsweise milden Verlauf. Dann ist das Tier meist nach zwei bis vier Wochen wieder gesund.
Ist jedoch das Nervensystem angegriffen, verläuft die Krankheit sehr viel schwerer und endet häufig leider auch mit dem Tod des Hundes. Dann sind die Symptome durch Veränderungen im Bereich der Augen (z. B. Sehnervenschädigungen), des Rückenmarks (z. B. Ataxie), Kopfschiefhaltung, Augenzittern, Ausfall von Hirnnerven, Bewegungsstörungen, Epilepsie und/oder Muskelzittern. Bei schweren Verläufen kommt es oft auch zur sogenannten Hyperkeratose. Das bedeutet, dass bestimmte Hautstellen stark verhornen, etwa die Ballen der Pfoten oder die Nase.
Diagnose und Behandlung
Staupe lässt sich leider nur sehr schwierig diagnostizieren. Man kann nämlich bei einer Untersuchung des Blutserums eines geimpften Hundes nicht unterscheiden, ob die Antikörper durch die Impfung oder eine echte Infektion im Blut vorhanden sind. Man kann das Virus zu einem eher späten Zeitpunkt der Infektion zudem ohnehin nicht mehr im Blut nachweisen, weil das Virus die Blutbahn dann schon wieder verlassen hat. Es gibt bestimmte Spezialtests, die man dann anwenden kann, ein „einfaches“ Untersuchen des Bluts reicht jedoch nicht aus. Gerade bei ungeimpften Hunden kann bei den entsprechenden Symptomen jedoch ein klinischer Verdacht auf Staupe gestellt werden.
Der Tierarzt kann einen erkrankten Hund nur symptomatisch behandeln, also nur etwas gegen die Symptome verabreichen. Denn Virostatika (Medikamente, die die Vermehrung von Viren hemmen) wirken bei Staupe leider nicht. Der Hund bekommt daher in der Regel Antibiotika, hustenstillende und schleimlösende Mittel. Auch den Durchfall kann man bei betroffenen Hunden lindern. Leider ist es so, dass man bei schweren Verläufen, wenn das Nervensystem betroffen ist, darüber nachdenken muss, das Tier zu erlösen.
Wie kann ich Staupe vorbeugen?
Lassen Sie Ihren Hund unbedingt gegen Staupe impfen! Die Impfung ist derzeit die einzige wirklich wirksame Prophylaxe gegen diese gefährliche Krankheit. Man muss dabei auch immer bedenken, dass nicht nur Ihr eigener Hund gefährdet ist, wenn Sie ihn nicht impfen lassen. Er gefährdet dann auch andere Hunde, die er beispielsweise auf Spaziergängen oder auf dem Hundeauslauf trifft. Für den richtigen Impfschutz bekommt der Hund eine Grundimmunisierung aus drei Spritzen und danach regelmäßige Auffrischungen (etwa alle drei Jahre).
Kosten der Behandlung
Ist Ihr Hund an Staupe erkrankt, kann es je nach Verlauf sehr teuer für Sie werden. Denn bei schweren Verläufen muss das Tier meist stationär in der Tierklinik bleiben für eine Rundum-Versorgung und Beobachtung. Das kann mit mehreren Hundert Euro zu Buche schlagen – und im schlimmsten Fall hat die Behandlung nicht geholfen und Sie müssen Ihren Liebling trotzdem einschläfern lassen.
Es gibt spezielle Hundeversicherungen, die Tierarztkosten übernehmen. Dennoch raten wir Ihnen, Ihren Hund impfen zu lassen – das ist die einfachste und günstigste Möglichkeit. Und für den Hund natürlich auch die sicherste, weil er dann vor Staupe geschützt ist!