Das Wobbler-Syndrom beim Hund, auch Canine Wobbler-Syndrom oder Spondylolisthesis genannt, bezeichnet in der Tiermedizin eine Krankheit bzw. einen Symptomkomplex, der durch Nervenschädigungen am Rückenmark bzw. den Nerven des Rückenmarks in der Halswirbelsäule auftritt. Namensgebend für das Syndrom ist der unsichere, ataktische Gang der betroffenen Tiere: Das Wort „Wobbler“ leitet sich vom altdeutschen Verb „wobbeln“ (= „wackeln“) bzw. dem englischen Verb „to wobble“ ab. Neben Hunden sind auch noch Pferde vom Wobbler-Syndrom betroffen. Ursächlich ist in der Regel eine andere Erkrankung, die dann das Wobbler-Syndrom nach sich zieht. Je nach Ursache fällt auch die Prognose für die Heilung besser oder schlechter aus.
Was genau ist das Wobbler-Syndrom beim Hund?
Die Symptome entstehen durch eine Schädigung des Rückenmarks in der Halswirbelsäule. Meist geschieht dies durch eine Kompression, also einen Druck. Hierbei handelt es sich entweder um eine statische Verengung des Wirbelkanals („statischer Wobbler“ genannt). Erfährt das Rückenmark erst in der Bewegung eine Kompression, bezeichnet man dies als einen dynamischen Wobbler.
Erstmals bekannt wurde der Komplex im Jahr 1967 bei einem Basset Hound. Die Erkrankung kommt jedoch auch bei zahlreichn weiteren Rassen vor. Bislang ist sie bei folgenden Rassen bekannt:
- Airedale-Terrier
- Alaskan Malamute
- Australischer Schäferhund
- Barsoi
- Basset
- Beagle
- Berner Sennenhund
- Boston Terrier
- Cocker Spaniel
- Dackel
- Dalmatiner
- Deutsche Dogge
- Deutscher Schäferhund
- Lhasa-Apso
- Neufundländer
- Irischer Wolfshund
- Kuvasz
- Labrador Retriever
- Pudel
- Pointer
- Pyrenäen-Berghund
- Rhodesian Ridgeback
- Riesenschnauzer
- Rottweiler
- Shih-Tzu
- Weimaraner
Auffällig ist, dass große Hunderassen viel häufiger betroffen sind als kleinere. Zudem ist es so, dass Rüden fast doppelt so oft erkranken wie Hündinnen.
Es gibt vier Formen des Wobbler-Syndroms
Man unterscheidet heutzutage vier Varianten der Erkrankung anhand der Ursache:
- Angeborene Fehlbildung eines Wirbelkörpers: Meist tritt eine solche Fehlbildung zwischen dem dritten und siebten Halswirbel auf. Hierbei entsteht sowohl eine statische als auch eine dynamische Kompression. Häufig sind Junghunde von diesem Typ betroffen. Noch ungeklärt ist, ob dieser Typ angeboren ist oder auch durch eine falsche Haltung, etwa Fehler bei der Fütterung oder Überlastung, entsteht.
- Fehlbildung der Gelenkfortsätze oder des Wirbelbogens mit Vergrößerung der entsprechenden Bänder an dieser Stelle (Ligamentum flavum): Diese Form tritt vor allem bei der Deutschen Dogge auf, hier zwischen dem vierten und sieben Halswirbel. Die Kompression (hauptsächlich statisch) geht nach oben oder zur Seite. Durch die gesteigerte Instabilität und damit höhere Beweglichkeit vergrößert sich das Ligament.
- Chronisch-degenerative Bandscheibenerkrankung: Tritt vor allem bei älteren Hunden auf. Durch das Altern der Bandscheiben kommt es zu einem Bandscheibenvorfall und somit einer Kompression der Halswirbelsäule von unten, meist im Bereich zwischen dem 5. und 7. Halswirbel. Die Bandscheibe ist durch eine übermäßige Beweglichkeit überlastet, die Kompression kann statisch oder dynamisch sein.
- „Vertebral Tipping“: Ein Wirbelkörper ist nach oben rotiert, vor allem zwischen dem 5. und 7. Halswirbel kommt dies häufiger vor. Ältere Dobermänner sind von dieser Form am öftesten betroffen. Die Gelenkflächen der Wirbel passen nicht genau aufeinander, was eine dynamische Kompression nach sich zieht.
- Uhrglaskompression: Diese Form ist eine Kombination der vorherigen und tritt vor allem bei jungen Doggen auf. Die komplexe Fehlbildung führt zu einer Kompression im Bereich zwischen dem zweiten und siebten Halswirbel, also quasi auf fast der gesamten Länge der HWS.
Welche Symptome treten auf?
Weil es so viele verschiedene Ursachen gibt, ist es nicht leicht, das klinische Bild der Erkrankung zu beschreiben. Je nach vorliegender Form plus der individuellen Ausprägung derselben kann ein betroffener Hund ganz andere Symptome zeigen als ein anderer.
In der Regel weisen aber alle Hunde eine fortschreitende Ataxie, also Störungen der Koordination, Motorik und Bewegung, auf. Die Ataxie beginnt schleichend und zudem meist an den Hinterbeinen. Weil sie oftmals nur sehr langsam stärker wird, fällt sie den Besitzern erkrankter Hunde oft am Anfang gar nicht als Krankheit auf.
Das häufigste Bild bei der Ataxie, die durch ein Wobbler-Syndrom beim Hund ausgelöst wird, sind Gangstörungen. Die Hunde laufen sehr unsicher und schleifen oft mit den Pfoten beim Vorführen der Beine auf dem Boden. Dadurch nutzen sich die Krallen stärker ab. Um sich zu stabilisieren, stehen die Hunde meist sehr breitbeinig da. Beim Laufen im Kreis oder wenn der Hund um eine Kurve läuft, wird der unsichere Gang meist verstärkt sichtbar. Schwierigkeiten beim Aufstehen können im weiteren Verlauf noch dazukommen. Läuft der Hund schneller, ist oft die Schrittlänge der Vorderbeine unnatürlich groß, besonders im Verhältnis zu den Hinterbeinen.
Nicht immer ist der Bereich der Halswirbelsäule schmerzhaft, es kann aber durchaus als Symptom dazukommen. In der Regel bewegen die erkrankten Hunde die HWS nur ungern freiwillig und versuchen, diesen Bereich stabil und gerade zu halten. In seltenen Fällen ist aber eine Schmerzhaftigkeit im Halsbereich das einzige Anzeichen – ohne die zuvor beschriebenen neurologischen Ausfälle wie Ataxie.
Wie diagnostiziert und behandelt man ein Wobbler-Syndrom beim Hund?
Es gibt einige Tests, die der Tierarzt beim Hund durchführen kann, um Reaktionen und Reflexe zu testen – ähnlich ist beim Menschen beispielsweise der „Kniescheibenreflex“, den z. B. ein Orthopäde bei Knieproblemen testet, indem er mit einem kleinen Hämmerchen vorsichtig auf die Kniescheibe klopft. Bei erkrankten Hunden sind die Reaktionen bei diesen Tests zumeist vermindert und/oder verzögert, was auf ein neurologisches Problem hindeutet.
Im weiteren Verlauf der Diagnostik ist ein Röntgen mit Kontrastmittel der HWS unter Narkose unabdingbar. Nur so sind Fehlbildungen an den Wirbeln sichtbar zu machen. In unsicheren Fällen kann ein CT die Sicherheit der Diagnose erhöhen, dies ist aber nicht in jedem Fall notwendig. Im MRT kann man zudem statische Kompressionen sehr gut darstellen.
Für die richtige Therapiewahl ist eine korrekte und exakte Diagnose sehr wichtig. In der Regel operiert man den bzw. die betroffenen Wirbel. Je nach Ursache erfolgt dabei eine Dekompression oder eine Stabilisierung. Hierzu gibt es verschiedene Methoden der OP.
Da jede Operation an sich natürlich schon mit einem gewissen Risiko behaftet ist (allein durch die Narkose), kann man milde Formen des Wobbler-Syndroms auch konservativ behandeln. Dabei muss man den Hund relativ ruhig stellen, was je nach Rasse besser funktioniert als bei anderen: kurze Gassigänge, kein Freilauf ohne Leine, Brustgeschirr statt Halsband, heftiges Spielen und Springen vermeiden. Es ist auch ratsam, die Futterration zu überprüfen, gerade bei Junghunden, die noch im Wachstum sind. Bei akuten Schmerzen kann der Hund dann auch Schmerzmittel erhalten.
Durch die intensive Diagnostik und zumeist die OP im Anschluss ist die Behandlung vom Wobbler-Syndrom beim Hund oftmals sehr kostspielig. Es kann sich hierbei um Beträge im vierstelligen Bereich handeln. Vor solch hohen Tierarztkosten können Sie sich jedoch mit einer passenden Hunde-OP Versicherung schützen! Hier erfahren Sie mehr zu diesem Thema.